Zwei Beobachtungen verlangen es, das Thema Querfront zuallererst zu behandeln. Zum einen konnte die GEHEIM-Redaktion feststellen, dass nach dem erfolgreichen Abschneiden der Partei Die Linke versucht wird, in verschiedenen Zusammenhängen Querfront-Verbindungen aufzubauen. Zum anderen schwingen prozionistische Kreise die Antisemitismus-Keule und drohen damit jenen, die Solidarität mit den revolutionären Führungen der progressiven Staaten in Lateinamerika, allen voran mit Venezuela, praktizieren. Die Intrigen gehen einher mit dem Säbelrasseln, das die USA, EU und Israel gegenüber dem Iran an den Tag legen.
(Magazin Geheim) Die GEHEIM-Redaktion überrascht das nicht, sondern bestärkt sie eher in der Annahme, dass dieses Vorgehen in der kommenden Zeit proportional zur Verschärfung der Auseinandersetzung mit Teheran zunehmen wird. Ziel ist es die Solidaritätsbewegung zu spalten, weil ein Angriff auf den Iran auch die Attacke auf Venezuela und die anderen ALBA-Staaten verlangt. Der Vorstoß wird mal wieder unter dem Vorwurf des Antisemitismus geführt.
In Sachen Honduras musste dieser zur Abwechslung mal nicht konstruiert werden, ein Parteigänger des gestürzten Präsidenten lieferte mit einem Holocaust-Vergleich die nötige Vorlage. Und wenn die Antisemitismus-Keule auf den Tisch kracht, dann verstummen große Teile der deutschen Linken und ziehen es vor, in die andere Richtung schauen.
Die GEHEIM-Redaktion hat in der Vergangenheit mehrmals auf die Gefahren der Querfront hingewiesen und Stellung bezogen. Zuletzt im vorherigen Heft. Zu ihrem antifaschistischen Selbstverständnis gehört es, Faschismus und Antisemitismus als solchen bloßzustellen und zu bekämpfen. Der eigenen Glaubwürdigkeit wegen ist aber auch nötig, darauf hinzuweisen, wenn prozionistische Kreise den Antisemitismus instrumentalisieren, um die israelische Außenpolitik vor Kritik und Protest zu schützen. Hier sagen wir klipp und klar: für uns ist der Holocaust ein singuläres Verbrechen, das Teil des Vernichtungsfeldzugs des deutschen Faschismus gegen seine Gegner ist. Der Holocaust stellt den Endpunkt jenes Prozesses dar, der für die Menschen jüdischen Glaubens (und für die, die die Nazis dafür hielten) 1933 mit Entrechtung, Boykott und dem “legalen Raub” mittels “Arisierung” begann und ab 1941 in den Vernichtungsstätten endete. Die Vernichtung des europäischen Judentums “im Namen des deutschen Volkes” geht einher mit den Massenmorden an allen anderen Menschengruppen, die der Faschismus zu seinen Feinden erklärt hatte. Der Schwur “Nie wieder Faschismus” verlangt von den heutigen Generationen, die Einzigartigkeit dieses historischen Ereignis zu respektieren und es entsprechend zu behandeln. Jedem einzelnen Opfer unter den sechs Millionen ermordeten Juden, den 20 Millionen getöteten Sowjetbürgern und allen Anderen vom Faschismus Vernichteten gebührt dieser Respekt.
Der Holocaust als Synonym für die Vernichtungspolitik des deutschen Faschismus eignet sich weder als Mittel der Kritik an der aktuellen israelischen Politik noch als Tarnung derselben. Wer meint, semantische Vergleiche zwischen dem Gaza-Krieg und der Liquidierung des Warschauer Ghettos ziehen zu müssen, darf dafür einen neuen Begriff kreieren, wie zum Beispiel “Gazacaust”. Der Einsatz von Weißem Phosphor gegen die palästinensische Zivilbevölkerung durch die israelische Armee berechtigt dazu. Dementsprechend droht den Menschen im Iran auch keine “nuklearer Holocaust”, sondern ein “Iranocaust”, falls Israel und die USA die Atomanlagen mit konventionellen oder atomaren Waffen angreifen sollten. Dass letzteres ein neuer Angriffskrieg wäre, steht für die GEHEIM-Redaktion außer Frage. Ebenso die Tatsache, dass dieser aus wirtschaftlichen Gründen geführt würde.
Angesichts des drohenden Verbrechens gegen die Menschheit nennen wir es als solches beim Namen. Und mit derselben Konsequenz demaskieren wir die Verbrechen, die Israel im Rahmen seiner Außenpolitik in Lateinamerika und andernorts verübt hat. Wir sind uns der Gefahr bewusst, dass Querfront-Leute diese Äußerungen zum Anlass nehmen könnten, Morgenluft zu wittern. Unsere Positionierung und der Verweis auf das sowjetische Ehrenmal in Berlin-Treptow werden sie eines besseren belehren.
Aber die GEHEIM-Redaktion will sich nicht darauf beschränken, Querfront-Aktionen aufzudecken, sondern sie will sie auch bekämpfen. Zur Methodik von Rechtsaußen gehört es bestimmte historische Themen zu besetzen. Damit erreicht sie, dass die Mainstream-Linke geradezu angsterfüllt davor zurückschreckt, sich mit ihnen zu beschäftigen. Das betrifft in erster Linie Themen der Militärgeschichte und aus den Grenzbereichen der Geschichtswissenschaft. Dem werden wir ab der kommenden Ausgabe eine Alternative entgegensetzen.
(Stellungnahme veröffentlicht in GEHEIM 24(2009)3:3 am 8.10.2009)
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